Die Radierer
PUNK!PEST!POP! – SAMMELBAND 1978–1984 (VÖ: 12.05.2017)
DIE DREI LEHREN DER RADIERER:
1. Man kann auch aus Limburg kommen und so geil wie Devo klingen.
2. Wirklich gut ist es, wenn keiner mehr weiß, wo die Konzeptkunst endet und das Spiel von ewigen Kindsköpfen beginnt.
3. Es lohnt sich immer, den Mythos Rock zu zerstören. Oder es zumindest zu versuchen.
Die Radierer gingen ungefähr so: Das hochbrisante Spannungsfeld zwischen NDW-Nichtigkeiten, sich selbst überaus ernst nehmenden Kunstfricklern und grimmigem Punk-Geblöke wurde von einem mutierten Riesengummibärchen aus dem Weltall zermalmt und gerann zu freundlicher Popmusik vom Mars. Eine geradezu dadaistische Freude am Zerstören von Konventionen und Konstanten führte zu munteren Weisen, nach denen Limburg nie wieder auf zotige Wirtinnenverse und Käse reduziert werden konnte. Man musste kein Kindskopf sein, um diese Band zu lieben, aber es half. Jetzt ist der ganze Kram wieder da, und das Leben wird schöner!
Ihre erste Single war auch gleich die bislang erfolgreichste. „Angriff aufs Schlaraffenland“ aus dem Jahr 1980: Hart schlägt der dürre Beat, dazu klimpert jemand eine Kindermelodie auf einem Billig-Keyboard. Dann diese Stimme, der man solche Zeilen nicht zutraut: „Ich flieg hier in meinem Jet / Klappen auf zwo, drei vier, Napalm raus / Das Schlaraffenland brennt! Das Schlaraffenland brennt! / Und jetzt nix wie nach Haus“. In dieser Zeit war alles möglich: elektronische Musik, Gitarrensounds, Postpunk auf Kinderinstrumenten – in neuer Offenheit wurde vieles vermischt. Neue Freiräume noch für Kinder und Kindeskinder erobert.
Also, begrüßen wir Limburgs schönste Art-Punks, alberne Typen, subversive Radau-Avantgardisten, die stets darauf Wert legten, „Nicht-Musiker“ zu sein. Auch Fans der B-52’s oder von DAF könnten es lieben.
Nun erscheint ein 4CD-Boxset mit allen Aufnahmen aus den Jahren 1978-1984. Darunter die drei original Alben (jeweils mit Bonus-Tracks): „Eisbären & Zitronen“ (1981), „In Hollywood“ (1983) und „Gott und die Welt“ (1984), sowie eine 4. CD mit dem Titel „Alles für die Katz“ auf der 21 Singles, Demos und Raritäten zu hören sind.