Rantanplan

UNLEASHED (VÖ: 08.10.2010)

Die Bestie ist los in den Straßen von Bethlehem. Sie schleicht sich erst auf PLAYSTATION-Beats (Air RTP) heran, um dann in einem Skapunk-Höllensturm das Grablied der Republik zu verkünden. Es lässt nicht nur zertretene CDs zurück, wie das Cover der neulich zur besten Comiczeichnerin Deutschlands gekürten Isabel Kreitz verkündet. Hier sind 19 Biester im Feld!! In einer Zeit, in der Alben selten noch ein Dutzend Nummern beinhalten, toppen Rantanplan sich mal eben selbst mit einem Rekordlangspieler (bisher längste Scheibe war „Samba“ 2001 mit 18 Titeln). Attack of the Ohrworms... Krieg der Welpen... Unleash the Beast...

Es folgen: eine vermummte Coverversion der NDW-Götter RHEINGOLD (FanFanFanatisch), eine Kiezliebeshymne (St. Pauli Perle). Einiges, frei nach Starsky & Hutch (Tu es), anderes; alles andere als streng nach Foucault (Santa Fu). Hier liegt teilweise eine derart textliche Kryptik vor (Stahlhelm & Disneyland), dass sich der Sänger bestimmt gut mit Jim Morrison verstanden hätte.

In den letzten drei Jahren an den verschiedensten Orten aufgenommen. New York (Cyclon Sound / Don Fury), Hamburg (Clouds Hill / Johann Scheerer), Berlin (@andere Baustelle / Marco Pohl), Altona (Tapete Sunset Studio 2 / Karsten Böttcher). Nach den letzten beiden sehr rockigen Studioalben „20359” und „Junger Mann zum Mitreisen gesucht” kommt „Unleashed“ wieder mehr auf den eigentlichen Kern der Hamburger Formation zu sprechen: dem Skapunk. Ein Style, welcher wohl von keiner anderen Band, hierzulande, so nachhaltig geprägt wurde und wird. Check das Video zu Comandante! Ein Spaghettiwestern par exellence, der in knapp zwei Minuten sämtliche Klischees des Genres durchnudelt.

Die Texte reichen von politischen Alltagsreflexionen auf hohem Niveau über zerbrochene Träume von Unity bis hin zum Selbstzweck der Liebe, Klamauk, Gefängnissen & Krieg. Junkiekiller (Stahlhelm & Disneyland) jagen wahre Gassenhauer (Wahre Skinheads fahren Rad), Hymnen (Brief Coda) und Offbeat-Perlen (Mensch ärgere dich nicht) vereinen sich zum schmutzigen, entfesselten PopPunker-Gruppensex. Jeder mit jedem, für alle was dabei; für Schlaue, für Dumme, für Skins & Punks und natürlich auch für Mädchen, welche gerne mächtig abtanzen. Schweißtreibend und irgendwie sexy, diese Beats aus dem kühlen Norden.

Spaßguerilla-Soundtrack mit viel Horn, Zorn und Hirn. Nach zweimaligen Hören beinahe konsensfähig, jedoch meilenweit vom Mainstream entfernt. Gegen den Strom, cause they want to fuck you gently.

- Beule von Ost