The Soft Hills
Departure (VÖ: 7.03.2014)
Der Nordwesten der Vereinigten Staaten, Heimat von „The Soft Hills“. Für den Musikfan seit jeher ein Quell der Freude! Hier wurde in den 60ern Punk erfunden (The Wailers, The Sonics), Jimi Hendrix wurde dort geboren, K Records, eines der einflussreichsten Indie-Labels überhaupt, wurde hier aus der Taufe gehoben, dann Sub Pop, Mudhoney, Nirvana. „There is something right in the State of Washington“ mag man in Abwandlung des Hamlet-Zitates denken.
Aber: Wo Licht ist, ist auch Schatten. So hervorragend die Musik ist, die von Seattle, Olympia etc. aus die Welt eroberte, so bescheiden das Wetter, sprich: Regen in rauen Mengen. Das kann aufs Gemüt schlagen und auf die Gesundheit. Diese schmerzliche Erfahrung musste auch Garrett Hobba, Songschreiber, Sänger, Gitarrist, ergo Mastermind, der Soft Hills machen. Vom dauernden Niederschlag vollgesogen, fing seine Bude an zu schimmeln, mit der Folge, dass Hobba ernstlich erkrankte. Nachdem mehrere Krankenhausaufenthalte keine Linderung zu bringen vermochten, packte Hobba seine sieben Sachen und beschloss, zur Kur ein paar Monate in Südkalifornien zu verbringen. Hört man das dem Album an? Und ob! „Departure“ besticht durch Gegensätze, die man durchaus an den unterschiedlichen geographischen Gegebenheiten festmachen kann: die Harmonien und Farben Südkaliforniens auf der einen, das düstere, monochrome Licht eines Regentages in Seattle auf der anderen Seite. Goldenes Licht hier, Schatten da. Eine Art traurige Euphorie, oder anders gesagt: Schönheit in einer dunklen Welt.
Auf „Departure“ verzichtet Hobba gänzlich auf Americana-Anleihen, welche noch die Vorgängeralben prägten, stattdessen treten hier europäische Einflüsse deutlicher zu Tage, wie etwa Pink Floyd mit Syd Barrett, Brian Eno oder der Factory-Sound der frühen 80er Jahre, was eventuell dem Umstand geschuldet ist, dass Hobba während eines mehrmonatigen Europa-Aufenthaltes die ersten Songs schrieb. Das Instrumentarium wurde durch Mellotron, Moog, Hammond B3 und ein Rhodes-Piano ergänzt. „Departure“ ist ein Monolith von einem Album, ein Album der Gegensätze. Anders als die Vorgänger und doch unverkennbar „The Soft Hills“. Hobba ist halt ein hervorragender Songschreiber und seine Stimme unverkennbar. Gemischt wurde es vom Abbey-Road-Veteranen Guy Massey (Spiritualized, The Beatles, Manic Street Preachers) in London.
Wann sollte man „Departure“ am Besten hören? Hobba: „The best situation is probably to listen to the album on vinyl with headphones alone in the dark OR lying on your back next to your best friend with a good stereo and a bottle of opium.“
Wird gemacht!